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 Fotos: Martin Miotk

Unsere Zeit scheint zur endlosen Gegenwart im Krisenzustand geworden zu sein, in welcher Zukunft mehr als Bedrohung denn Versprechen wahrgenommen wird. Das „Ende der Geschichte“ wurde proklamiert und die Beschäftigung mit Utopien von den großen politischen Bühnen in eine oft belächelte Nische der Geisteswissenschaften verdrängt, während die kühnsten Dystopien unserer Vorfahren sich längst in der Mitte unseres Zusammenlebens eingenistet haben.

Das neue Musiktheaterwerk des Teams um Eloain Lovis Hübner und Thomas Köck stellt sich der ambivalenten Situation in direkter Weise: Weit in der Zukunft befindet sich ein Chor mit teilweiser Amnesie im Gespräch mit sich selbst und einem Cyborg darüber, woher sie kommen, wie alles wurde, und wohin sie gehen. Es ist nicht auszumachen, ob sie vor dystopischer oder futuristischer Kulisse stehen und wer hier eigentlich die Ausnahme von der Regel darstellt – Mensch oder Cyborg? Jedenfalls sind alle Anwesenden davon überzeugt, die letzten Exemplare ihrer Spezies zu sein. Es geht weder um die Rettung der Menschheit noch um den verzweifelten Versuch einer Maschine, Mensch zu werden. Hat das Ende vielleicht schon stattgefunden? Haben wir Eiszeit oder Krieg? Der von eingespeicherten Erinnerungen und Stimmen geplagte Cyborg sucht nach Antworten und auch der Chor ringt um Selbstdefinition. Aus seinem getrübten Gedächtnis erheben sich Fetzen, Heimsuchungen, individuelle wie kollektive Erinnerungen an echte Ereignisse: Revolutionen, Telefongespräche, alltägliche Streits, Progrome, Volksaufstände. Plötzlich finden sich beide in der wüsten Kultur-Landschaft einer verlassenen und zerfallenen Opernbühne wieder und der Chor meint endlich zu wissen, wer er sei: ein wütender Fischer-Chor mitten in einer Grand Opéra mit stummer Hauptdarstellerin, die 1830 eine Revolution und die Gründung Belgiens ausgelöst haben soll. Im Angesicht dieser großen Momente stellt er die Frage: Welches gesellschaftliche Potential hat meine gemeinsame Stimme noch? Wohin mit all diesen historischen Wendepunkten und utopischen Sehnsüchten angesichts der Trümmer und des Scheiterns? Und wie ist Geschichte eigentlich trotz der eigenen, allzu menschlichen Vergesslichkeit überhaupt zu erzählen?